Fischkutter mit Firschern am Strand
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Magazin

Kutter- und Küstenfischerei auf Usedom

30.03.2021, Marika Borowski

Kutter- und Küstenfischerei hat eine lange Tradition auf der Usedom. Die Inselbloggerin Marika hat die Fischer einen Tag begleitet und dabei viel Neues gelernt.

Eine lange Tradition auf Usedom

Der Wecker klingelt, es ist fünf Uhr morgens und draußen sind es noch Minusgrade. Ein typischer Morgen Anfang März und zunächst finde ich auch gar keinen Grund aufzustehen. Am Abend zuvor habe ich jedoch den Wetterbericht gecheckt und die Prognose für den kommenden Tag schien sehr vielversprechend. Außerdem hatte ich tatsächlich einiges vor. Dazu später mehr. Noch am Abend schickte ich meiner Kollegin Anni eine Nachricht mit der Frage: „Was machst du morgen früh um sechs?“ Als ich ihr kurz von meinem Vorhaben erzählte, waren keine weiteren Überredungskünste nötig. Pünktlich um sechs Uhr am nächsten Morgen trafen Anni und ich uns bei der Seebrücke Ahlbeck. Schon auf dem Weg dorthin, konnten wir die rosa Farben am Himmel über dem Meer erkennen. Es war bitterkalt, die Ostsee spiegelglatt und außer kreischenden Möwen weit und breit nichts zu hören und niemand zu sehen. Wir filmten und fotografierten, bis uns die Hände an der Kamera festfroren. Dieses Farbenspiel war einfach nur spektakulär! Das frühe Aufstehen hat sich wieder gelohnt und es sollte noch besser kommen!

Ein Tag bei den Strandfischern

Mit dem Sonnenaufgang gegen halb sieben tauchten auch die Strandfischer auf. Wir hatten nämlich ein Date! Ich durfte dem Fischer Uwe Krüger und seinen Männern einen Tag lang bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen. Uwe ist ein echter Profi! Und nicht nur was das Fischen anbelangt. „Stell dich mal dort oben auf die Düne, da kommt Rudi gleich lang und fährt runter zum Strand.“ Rudi? Mit Rudi war der dicke rote Traktor gemeint. Hier hat eben alles seinen Namen. Rudi bringt jeden Morgen Uwes Kutter „Meereswelle“ vom Ufer ins Wasser. Nur zickte er an diesem Morgen etwas rum und ließ eine Weile auf sich warten. Wahrscheinlich war es ihm einfach zu kalt. Uwe machte sich derweil auf den Weg zu seinem Kutter, um diesen schon mal zu starten. „Nicht, dass der auch noch Zicken macht.“ Also lief ich ganz aufgeregt hinterher.

Fischer beim Fang sortieren
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Nebenbei schnackten wir und stellten fest, dass die Welt echt klein ist. Wie Uwes Frau stamme ich auch aus Lassan und bin mit der Fischerei groß geworden. Als Kind wohnte ich mit meinen Eltern direkt am Hafen und konntebereits in jungen Jahren den Fischern bei der Arbeit zuschauen. Mit Haut und Haaren ist Uwe Krüger Strandfischer - und das bereits in der sechsten Generation! Sein kleines Fischrestaurant „Uwe‘s Fischerhütte“ liegt gleichen nebenan. Hier werden noch richtige pommersche Fischgerichte serviert. Seit 1990 gibt es die Fischerhütte schon. Mit Höhen und Tiefen, denn seit dreizehn Jahren wird er nun schon verklagt, weil sich ein Anwohner am Fischgeruch stört. Insulaner kann dieser Anwohner jedenfalls nicht sein, sonst würde er genau das genießen. Während des Lockdowns hat Uwe die Gelegenheit genutzt, um sein Restaurant umzubauen und zu renovieren. Ich mag es sehr, wenn Tradition auf Moderne trifft. Nun warten alle auf einen Start in die lang ersehnte Saison.

Mee(h)r geht nicht!

Jetzt ließ Uwe noch richtig einen gucken! Eine ganze Ladung Fischküt kippte er am Ufer in die Ostsee und die Möwen ließen natürlich nicht lange auf sich warten. „Mehr geht nicht!“ rief Uwe mir zu. Recht hat er! In Scharen stürzten sich die Möwen auf ihr Frühstück und ich wusste gar nicht, wo ich die Kamera zuerst hinhalten sollte. Wahnsinn! Während die Fischer ablegten, rief Uwe mir noch zu: „Lauf mal auf die Seebrücke! Da kommen wir jetzt lang! In einer Stunde sind wir wieder zurück!“ Also lief ich zur Seebrücke und machte wieder tolle Aufnahmen, wie die Fischer die ersten Stellnetze aus der Ostsee zogen. Das Meer war an diesem Tag spiegelglatt, das Wetter einfach nur perfekt – ich konnte mein Glück noch immer kaum fassen. Die Sonne stieg langsam höher und wärmte mein Gesicht. Es war echt kalt.

Zurück am Strand wartete ich nun auf die erste Rückkehr der Fischer. Die ließen zwar noch eine Weile auf sich warten, aber da kam mir auch schon Uwes Schwiegertochter Tina entgegen und lud mich auf einen heißen Kaffee in die Fischhalle ein. Hier lernte ich fast alle Familienmitglieder kennen und ich habe mich sofort heimisch gefühlt. „Alle packen jeden Tag von früh bis spät mit an! Anders würde es auch gar nicht funktionieren,“ erklärte mir Tina und dann klingelte auch schon das Telefon. Uwe. Die erste Fuhre Hering landet an – es ist nämlich Heringszeit auf Usedom! Normalerweise finden auch von Anfang März bis Anfang April die Heringswochen auf der Insel statt. Während das „Silber des Meeres“ früher als Arme-Leute-Essen galt, wird er heute als Delikatesse von den Usedomer Köchen zubereitet. Leider müssen wir nun auch in diesem Jahr auf dieses kulinarische Ereignis verzichten.

Fischerboot auf der Ostsee bei Sonnenaufgang
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Küstenfischerei – eine gefährdete Tradition

An diesem Tag wurde mir erst wieder richtig bewusst, wie viel Arbeit dahintersteckt, bis der Fisch servierfertig bei uns auf dem Teller liegt. Schon allein vom Zugucken war ich bereits fix und fertig, dabei hat der Tag erst vor ein paar Stunden begonnen. Mittlerweile war es elf Uhr und die Strandfischer kehrten von ihrer zweiten Tour zurück. Auch diesmal mit einer ordentlichen Ladung Heringe und alle halfen wieder mit. Ob groß, ob klein – ob jung, ob alt. Jeder, der gerade am Strand steht, packt mit an. Der Kleinste ist übrigens vier und der Älteste 83. Auch Uwes Enkel Mika (4) und Nils (15) wollen mal in die Fußstapfen ihres Opas treten. Nils steckt bereits mittendrin. Seit seinem fünften Lebensjahr fährt er nun schon mit seinem Opa auf´s Meer hinaus. Er hilft beim Einholen der Netze, beim Pulen und beim Putzen. Was ein echter Fischer eben alles so können muss. Auch Mika ist mit seinen vier Jahren bereits fleißig am Mithelfen. Da kann man nur hoffen, dass uns die Küstenfischerei noch lange erhalten bleibt.

Denn vom Fang allein können die Fischer aufgrund der niedrigen Fangquoten heute kaum noch leben. Die Küstenfischerei ist eine gefährdete Tradition. Es ist nicht nur ein Familienerbe, sondern mittlerweile auch ein Kulturerbe, welches so langsam ausstirbt. Denn wo bekommst du heute noch fangfrischen Fisch auf deinen Teller? Der 83-jährige Ewald ist seit über 60 Jahren Fischer und das mit Leib und Seele. Vielleicht kennst du sogar seinen Kutter, den „Seeteufel“, denn dieser liegt gleich neben der „Meereswelle“ von Uwe am Strand vor der traumhaften Kulisse der Ahlbecker Seebrücke. Beim Heringe Pulen und Putzen hat Ewald immer eine gute Fischergeschichte auf Lager. Im nächsten Winter sitze ich definitiv bei ihm in der Fischerhütte am Ofen und höre mir alle an! Jetzt gönnte ich mir aber erstmal ein Fischbrötchen, denn es war bereits mittags um eins und ich hatte noch nicht einmal gefrühstückt. Was für ein aufregender Tag! Ich bin immer noch vollkommen überwältigt von der Gastfreundschaft und von diesem Familienzusammenhalt. Alles wirkt so vertraut und geht Hand in Hand. Sei also immer nett zum Fischer! Das ist echt harte Arbeit bei Wind und Wetter. Als ich meinem Vater von meinem Tag bei den Fischern erzählte, war dieser sofort Feuer und Flamme! Am Wochenende gab es dann gleich 30 Heringe! Gebraten, geräuchert und eingelegt. Nun warten wir, dass endlich auch Uwe´s Fischerhütte und all die tollen Fischrestaurants auf Usedom wieder öffnen dürfen.

Das bin ich: Usedoms Inselbloggerin

Mein vollständiger Name ist Marika Borowski, ich bin 37 Jahre jung und komme gebürtig vom Festland aus dem Lassaner Winkel. Vom Lassaner Hafen aus hatte ich schon immer freie Sicht auf den Lieper Winkel und auf die Halbinsel Gnitz und war somit meiner Wahlheimat Usedom schon immer sehr nahe verbunden. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie meine Eltern mit mir zum Strand nach Trassenheide oder zum Zelten auf den Gnitz gefahren sind oder wir unsere Verwandten in der Stadt Usedom besucht haben. Für mich war es immer ein tolles Ereignis, meinen Schulfreunden zu erzählen, dass ich Verwandte habe, die auf einer Insel leben. Nun lebe ich selbst bereits seit über 20 Jahren auf Usedom und darf mich schon als ein kleines Inselkind bezeichnen. Ich habe hier den Beruf zunächst zur Hotelfachfrau und anschließend zur Hotelkauffrau erlernt und diesen zu meiner Berufung gemacht.

Um unseren Usedom-Besuchern viel mehr über die Insel berichten zu können, habe ich mich selbst auf Entdeckungstour begeben und halte seit gut zwei Jahren alle meine Erlebnisse und Entdeckungen auf der Insel Usedom in meinem Blog fest.

Marika Borowski
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